AdAM – Anwendung für ein digital unterstütztes Arzneimitteltherapie- und Versorgungs-Management

Medizinisch inadäquate Arzneimitteltherapie führt zu vermeidbaren Risiken und Schädigungen von Patienten sowie zu vermeidbaren Kosten für Krankenkassen. Der BARMER Arzneimittelreport 2018 beschreibt nicht nur Art und Ausmaß inadäquater Therapien am Beispiel Multimedikation, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen, um praxistaugliche Lösungsansätze zu entwickeln. Erste Lösungsansätze werden in dem Projekt AdAM realisiert und auf Wirksamkeit untersucht.

Projektpartner

  • Diese neue Versorgungsform wird von der BARMER gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) realisiert und ist die erste Anwendung, die auch über die Telematikinfrastruktur läuft, sofern die Ärzte angebunden sind.
  • Weitere Partner sind medizinische und pharmazeutische Fachgesellschaften, die – koordiniert durch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin – Empfehlungen für die Therapieoptimierung bei Multimorbidität und Polypharmazie entwickeln.
  • Evaluiert wird das Projekt durch Experten mehrerer deutscher Universitäten.
  • Technischer Partner ist die Firma RpDoc Solutions GmbH, Saarbrücken.

Das Projekt wird über den Gemeinsamen Bundesausschuss, Innvationsausschuss mit ca. 16 Mio. Euro gefördert. Förderkennzeichen: 01NVF16006. Die Projektlaufzeit beträgt 3 Jahre.

So funktioniert AdAM

AdAM steht für „Anwendung für ein digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management“. Geplant ist der Einschluss von bis zu 1.000 hausärztlichen Praxen und über 30.000 bei der BARMER versicherten Patienten mit mindestens über 2 Quartale fünf zeitgleich verordneten Arzneimitteln. Das Projekt wurde Anfang 2017 initiiert, Mitte März 2018 final bewilligt und ist seitdem bereits mit mehrereren hundert hausärztlichen Praxen im Echtbetrieb. Technologiepartner im Projekt ist die RpDoc® Solutions GmbH, Saarbrücken, welche die Software und AMTS-Prüfung entwickelt hat.

AdAM enthält mehrere innovative Elemente, die erstmals in Deutschland in die ambulante Versorgung eingeführt werden:

  1. Nutzung von Krankenkassendaten zur Unterstützung des Behandlungsprozesses
  2. Elektronische Unterstützung der Arzneitherapiesicherheitsprüfung
  3. AMTS Hinweise und App zusätzlich zum bundeseinheitlichen Medikationsplan
  4. Risikomanagement auf Praxisebene und Sektor übergreifend
  5. Alarmfunktion für Warnung bei neu auftretenden Risiken
  6. Handlungsempfehlungen und Pharmakotherapie-Beratungsangebot

Erwartete Effekte

  • Höhere Qualität der Information, insbesondere bezüglich der ambulanten Arzneitherapie
  • Die elektronisch gestützte Arzneimitteltherapiesicherheitsprüfung hat das Potenzial Medikationsfehler und die daraus resultierende Schädigung von Patienten zu verringern
  • Die automatisierte und patientenspezifische Information behandelnder Ärzte über neu identifizierte Risiken wird die Zeit zwischen Risikodetektion und Prüfung der Therapie betroffener Patienten verkürzen und damit die AMTS verbessern.
  • Bessere Information von Patienten über Therapie- und Therapieänderung kann die Therapieadhärenz relevant verbessern und damit das Risiko von Nebenwirkungen aufgrund unbeabsichtigter Therapieabweichungen reduzieren.

Datenschutz, Datensicherheit, Interoperabilität

Die aktuellen Datenschutz- und Datensicherheitsbestimmungen werden beachtet. Der Datentransfer erfolgt durch die Verschlüsselung innerhalb der Software von dem durch die BARMER beauftragten Rechenzentrum über das sichere Netz der KVen (KvSafeNet) in die Arztpraxen. Allein die Hausärzte und Patienten können in ihre Daten hineinschauen. Die BARMER und die Software wurden von der KVWL im Rahmen eines Audits akkreditiert. Das Ethikvotum wurde ebenfalls eingeholt. Der TÜV Rheinland hat die Datensicherheit der Anwendung auditiert.

Zwischenstand

Das Projekt startete am 1.1.2017. Im Februar 2018 konnte nach einer Testphase mit ausgewählten Hausärzten das Projekt in die Fläche gehen. Zwischenzeitlich sind mehrere hundert Hausärzte in die Intervention eingeschlossen. Eine Projektlaufzeitverlängerung von einem Jahr wurde beantragt (bis Ende 2020).

Konsortialführung/Projektleitung

BARMER
Petra Kellermann-Mühlhoff
Lichtscheider Str. 89
42285 Wuppertal
Telefon: 0800 333004 99 2975

Projektleitung

Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe
Reinhard Hammerschmidt
Robert-Schimrigk-Str. 4-6
44112 Dortmund
Telefon: 0231/9432-1129